Die Illusion der manuellen Sorgfalt: Warum wir an Grenzen stoßen
Es hält sich hartnäckig der Mythos, dass nur ein Mensch die Nuancen eines Lebenslaufs wirklich verstehen kann. Das ist eine romantische Vorstellung, die an der Realität der Datenmengen zerschellt. Ein durchschnittlicher Recruiter verbringt wenige Sekunden mit dem ersten Scan einer Bewerbung. In dieser kurzen Zeitspanne findet keine tiefgreifende Analyse statt, sondern eine oberflächliche Mustererkennung. Wir suchen nach bekannten Firmennamen, renommierten Universitäten oder vertrauten Schlagworten. Das ist keine Qualitätsprüfung, sondern kognitive Entlastung. Das menschliche Gehirn ist schlicht nicht dafür gemacht, Tausende von Datenpunkten aus hunderten Profilen objektiv und ermüdungsfrei zu vergleichen. Das Resultat ist ein Auswahlprozess, der mehr vom Zufall und der Tagesform des Betrachters abhängt als von der tatsächlichen Eignung des Kandidaten. Während wir glauben, sorgfältig auszuwählen, sortieren wir in Wahrheit oft die falschen Talente aus, einfach weil sie nicht in unser bekanntes Raster passen oder weil ihre Qualifikationen in der Masse der Informationen untergehen. Manuelle Prozesse skalieren nicht, und in einem Markt, in dem Talente flüchtig sind, wird diese fehlende Skalierbarkeit zur Wachstumsbremse.
