Das Paradox der Datenflut: Warum mehr Informationen zu weniger Erkenntnis führen
Die Jagd nach „Big Data“ im Vertrieb gleicht dem Versuch, ein einzelnes Gespräch in einem voll besetzten, lauten Stadion zu verstehen. Zwar verfügen wir über eine Unmenge an potenziellen Datenpunkten: Website Besuche, Verweildauer, geöffnete E Mails, soziale Interaktionen. Jedes dieser Ereignisse wird als „Trigger“ gefeiert, der einen automatisierten Prozess in Gang setzt. Das Ergebnis ist eine industrialisierte Form der Akquise, die den Kunden mit generischen Inhalten und Anrufen überzieht, sobald er die kleinste digitale Handbewegung macht. Diese Vorgehensweise ignoriert jedoch eine fundamentale Wahrheit des B2B Geschäfts: Komplexe Entscheidungen brauchen Zeit und reifen in der Stille, nicht im Lärm. Ein Trigger Event ist lediglich ein einzelner Datenpunkt ohne Kontext. Er verrät uns nicht das „Warum“ hinter der Handlung. Warum hat der Abteilungsleiter das Papier heruntergeladen? Aus reiner Neugier, auf Anweisung eines Vorgesetzten oder als Teil einer tiefgehenden Marktanalyse? Die Fixierung auf grobe Signale führt dazu, dass Vertriebsteams ihre wertvollste Ressource, die Zeit, auf schlecht qualifizierte Kontakte verwenden und dabei jene übersehen, die sich in einer ernsthaften, aber unauffälligen Evaluierungsphase befinden. Der Fokus auf Quantität untergräbt die Qualität der Interaktion und erodiert das Vertrauen, bevor es überhaupt entstehen kann.