Das Paradox der Skalierung: Warum mehr Wachstum oft weniger Klientennähe bedeutet
Für etablierte Beratungshäuser gleicht Wachstum einem Balanceakt auf dem Hochseil. Einerseits ist Expansion ein klares Zeichen für Markterfolg und eine Notwendigkeit, um im Wettbewerb relevant zu bleiben. Andererseits birgt sie die immanente Gefahr, genau jene Qualitäten zu untergraben, die den ursprünglichen Erfolg begründet haben: Exklusivität, persönliche Betreuung und tiefes Klientenverständnis. Jeder neue Klient, jedes zusätzliche Projekt, erhöht den administrativen Aufwand exponentiell. Partner und Senior Berater, deren eigentlicher Wert in der strategischen Auseinandersetzung mit den Herausforderungen ihrer Klienten liegt, finden sich zunehmend in der Rolle von Managern wieder. Sie verbringen Stunden mit der Koordination von Terminen, der Nachverfolgung von Angeboten und der Pflege von Kontaktdaten im CRM System. Diese Routineaufgaben sind zwar notwendig, aber sie sind Zeitfresser, die direkt vom Konto der wertschöpfenden Klientenzeit abgebucht werden. Das Resultat ist eine schleichende Erosion der Beziehungsqualität. Die Frequenz der strategischen Gespräche nimmt ab, die Vorbereitungstiefe leidet und die proaktive Impulsgebung für den Klienten weicht einem reaktiven Abarbeiten von Anfragen. An diesem Punkt wird Skalierung kontraproduktiv. Statt den Unternehmenswert zu steigern, verdünnt sie die wichtigste Ressource: das über Jahre aufgebaute Vertrauen. Der Schlüssel zur Auflösung dieses Paradoxons liegt in der klugen Trennung von administrativen und strategischen Tätigkeiten.