Das CRM: Ein Archiv der Vergangenheit
Ein CRM-System ist für einen Vertriebsleiter das, was ein Logbuch für einen Kapitän ist: eine unverzichtbare Aufzeichnung der zurückgelegten Reise. Es dokumentiert jede Interaktion, jeden Kontakt und jede geschäftliche Transaktion. Diese historische Perspektive ist entscheidend für die Pflege bestehender Kundenbeziehungen und die Analyse vergangener Erfolge oder Misserfolge. Doch hier liegt auch die systemische Grenze des CRM. Es ist von Natur aus reaktiv. Die Datenqualität hängt von der manuellen Eingabe der Mitarbeiter ab, was oft zu unvollständigen oder veralteten Datensätzen führt. Ein Mitarbeiter verlässt ein Unternehmen, eine neue Abteilung wird gegründet, eine strategische Neuausrichtung wird bekannt gegeben – bis diese Informationen im CRM landen, sind sie oft schon keine Neuigkeiten mehr. Der Vertrieb agiert auf Basis von Annahmen, die gestern gültig waren. Er optimiert die Verwaltung des Bekannten, während das Unbekannte – die nächste große Verkaufschance – außerhalb seines Sichtfeldes entsteht. In einem Marktumfeld, das von Volatilität und schnellen Veränderungen geprägt ist, bedeutet die alleinige Konzentration auf CRM-Daten, die wertvollsten Signale für zukünftiges Geschäft zu übersehen. Es ist ein perfektionierter Blick zurück, der jedoch für die proaktive Jagd nach neuen Potenzialen blind macht.